Kritik: One Billion Rising, why Dancing?

Flickr (c) Clearly Ambiguous

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Zeit für Tacheles: Erinnern wir uns, wie die Slutwalks 2011 einigermaßen gut gefeiert wurden, nur damit 2012 im Nachgang nochmal eine notwendige Rutsche Kritik hinterher gespult werden konnte. Also, warum bei One Billion Rising nicht einfach mal vorspulen, beziehungsweise die Zeit, die wir jetzt noch haben, nutzen, um einiges auf den Tisch zu packen? Zum Beispiel, die Sachen, die einem kritisch aufstoßen könnten (oder sollten)?

Vorweg: Natürlich ist der Aktionstag an und für sich super. Es geht um die Kampagne der Künstlerin Eve Ensler, und die Forderung ist: Das Ende der Gewalt gegen Frauen sowie Gleichstellung und Gleichberechtigung. Alles prima. Aber. (Für das Video gilt: Triggerwarnung (Gewalt, sexualisierte Gewalt, rassistische/kulturalistische Stereotype).)

A-b-e-r: Ganz oft, eigentlich immer, begegnet einem der Slogan „ONE BILLION RISING STRIKE | DANCE | RISE“. Dance. Tanzen. Aha. Warum eigentlich? Weil das Tanzmotto auf allen Logos steht? Weil es im Ur-Rahmenprogramm so beschlossen wurde?

„Für den Valentinstag 2013, am 14. Februar, werden weltweit eine Milliarde (=USA-Zahl: „Billion“) Frauen zu Streiks und Protestkundgebungen aufgerufen. Indem sie ihre Häuser, Geschäfte und Arbeitsstellen verlassen und gemeinsam öffentlich tanzen, wollen sie ihre Solidarität und gemeinsame Kraft demonstrieren.“

Okay, natürlich ist die Sache mit dem Tanzen nichts Schlimmes, per se. Aber. Aber. Ich habe in den letzten Wochen mit einigen Leuten diskutiert, die einiges zu der Tanzsache zurückgemeldet haben, und deswegen fange ich langsam an dieses Planungselement immer uncooler zu finden, und das Wieso-Weshalb-Warum will ich hier einfach nochmal auflisten.

Fangen wir also mit Bielefeld an, dem Ort, in dem ich One Billion Rising zwar nicht wirklich mitorganisiere, aber dennoch ziemlich nah dran bin an der Planung der Aktion. Den beiden Hauptorganisatorinnen fiel direkt der doch einigermaßen klassistische und ableistische Charakter des Tanzmottos auf. Warum?

Ganz einfach: Die Choreo, bei der sich am Aktionstag orientiert werden kann, bietet nämlich so einige Barrieren. Zunächst mal geht es um den Code, der das Tanzen nun mal bedeutet. Nicht alle potentiellen Teilnehmenden werden Zeit zum üben haben, Zugang zur Choreographie haben, sich begeistern, geschweige denn irgendeine Art von Tanz-Moves einüben, Bock haben. Natürlich nicht. Wie auch? Die Hürde, bei so etwas überhaupt mit(zu)wirken (zu können, zu wollen), ist entsprechend hoch.

Wir verzweifelten ein bisschen über diesen Überlegungen und machten den Witz, dass es ungefähr genauso realistisch ist, Leute ein zehn Meter langes Gedicht auswendig aufsagen zu lassen. Zudem: Kann mensch davon ausgehen, dass wirklich alle die Ressourcen haben, entsprechende Tanzmoves auszuführen? Ich kann hier keinesfalls für irgendwen mitsprechen, also nur hypothetisch: Wenn ich mir den Knöchel verstauche, bin ich raus.

Ja, mensch merkt es schon: Die Schwellen sind massiv, die Anschlussfähigkeit der Tanzgeschichte doch eher minimal. Und wir reden hier erstmal nur von Formalitäten, und nicht von der Frage nach der Einstellung, ob Tanzen beim Thema „Gegen sexuelle Gewalt“ jetzt tatsächlich so total knorke ist. Ay ay ay.

Nadine („I didn’t put the tanz in Militanz!“) hat heute auch nochmal nachgelegt und sich unter der Hauptfrage „Demo oder Disco?“ einige Fragen gestellt, die ich kurz umgewandelt nochmal zusammenfassen möchte: Ist davon auszugehen, dass wirklich so viele Menschen im öffentlichen Raum tanzen (möchten/können/etc.)? Ist nicht vielmehr davon auszugehen, dass nicht alle von Sexismus Betroffenen vielleicht doch nicht im öffentlichen Raum tanzen können oder wollen? Was ist (wie immer) mit dem gaffenden Publikum? Ist die Aktion angemessen, wenn es doch darum geht, gegen Sexismus und Gewalt zu protestieren?

Die Probleme der Tanz-Programme bei One Billion Rising sind für`s erste also mal wieder Ausschluss, elitäres Protestplanen, und natürlich die Frage der Angemessenheit. Und ja, das mag manchen Menschen vielleicht korinthenkackermäßig vorkommen, aber das sind Dinge, an denen mensch sich jetzt noch stoßen kann.

Für Bielefeld haben wir auf jeden Fall schon unsere Entscheidung getroffen: Wir wollen noch stärker darauf hinweisen, dass der Tanz-Flashmob auf keinen Fall ein „Muss“ oder das Hauptevent ist, sondern dass wir uns über alle solidarisierenden Teilnehmenden freuen – und dementsprechend werden wir in den nächsten Tagen das Info-Material überarbeiten.

Und vielleicht wird der Tanz-Stuff am Ende auch nur eine Randerscheinung des One Billion Rising bei uns, denn: As a Movement, we need the People, and not the fancy Dance-Moves. Also. Cheers.

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32 Gedanken zu „Kritik: One Billion Rising, why Dancing?

  1. Helga sagt:

    Um mal die One Billion Rising Seite zu zitieren:

    ONE BILLION RISING IS:

    A global strike
    An invitation to dance
    A call to men and women to refuse to participate in the status quo until rape and rape culture ends
    An act of solidarity, demonstrating to women the commonality of their struggles and their power in numbers
    A refusal to accept violence against women and girls as a given
    A new time and a new way of being

    Ich habe das bisher auch immer genau so verstanden: Als Einladung zu tanzen, nicht als Muss. Wobei ich es als einen sehr revolutionären/widerständigen/Status Quo-schüttelnden Akt sehe, im öffentlichen Raum zu tanzen, gerade in Deutschland. Wir haben Demos, wir haben Umzüge, aber meistens doch sehr steif.

    Außerdem ist Tanzen zumindest für mich sehr positiv besetzt und damit etwas, das am Ende bei OBR rauskommen sollte. Es ist, so cheesy das klingen mag, eine Vision einer besseren, schöneren Welt – ein Gegenentwurf zum Normalzustand. Utopien sind dabei etwas, von denen ich derzeit gerne mehr sehen würde.

  2. Swantje sagt:

    Ich gehe vollkommen konform mit deinen Bedenken. Ansich finde ich natürlich, dass diese Demo eine tolle, gute und wichtige Sache ist, aber beim Tanzen bin ich dann doch wieder raus. Ich tanze nicht gerne und ich tanze nicht gut und ich will da nicht als Schaulustiger drumrumstehen, wenn ich mich eigentlich engagieren möchte.
    Wenn also nicht so gut wie bei euch darauf hingewiesen wird, dass die Aktion mit dem Tanzen nicht der Hauptbestandteil ist, wäre ich da komplett raus und das ist total schade.

  3. samia sagt:

    Ich organisiere ein Event mit, ich werde nicht tanzen (mag keine Pop-Musik), und bei uns gibt es auch mehr als nur „Tanzen“ im Angebot. Was mir aber auffällt, ist, dass das Tanzen für viele Menschen nicht so aktivistisch-extremistisch-klagend klingt wie eine „Demo“, Tanzen kennt man von Straßenfesten, also kommen auch mehr „normale Leute“ die nicht zu einer Demo kommen würden.

    Allerdings scheinen gerade die Aktivisten „nur Tanzen“ zuwenig zu finden, sie wollen mehr Schilder, Kundgebungen, an-die-Grenze-des-Gesetzes-gehen, also mehr Demo-Elemente.

    Mein Eindruck ist, dass wenn es sowas nochmal geben würde, das Ganze mehr wie eine Links-Demo wird, egal mit oder ohne Tanzen, und das wäre dann wiedermal spezifisch. Einige haben wohl auch einfach Spaß am Demonstrieren, egal gegen was – und das klafft gegen die Welt der anderen, die nur deswegen bei OBR mitmachen, weil man da das Gefühl hat, dass das Thema „Gewalt“ gesellschaftsfähig ist.

    Zum Thema Tanzen: für uns ist klar, dass die „Zuschauer“ nicht mittanzen würden, wie sollen sie denn auch? Wer vorher selbst geübt hat, kann aber mitmachen. Die Zuschauer werden wir wahrscheinlich einfach animieren, am Ende die Hand mit hochzuheben.

  4. salander sagt:

    Hallo,
    danke für deinen Post, ich hatte auch schon darüber nachgedacht, dass Tanzen ziemlich ausschließend ist. Ich bin mir deshalb auch nicht sicher, ob ich an der Aktion in meiner Stadt teilnehmen will und möchte ein Argument aus der Perspektive eine derer, die „keinen Bock auf Choreographietanz haben“, ergänzen:

    Ich empfinde die Zuordnung „Alle Frauen erheben sich“ zu „Tanzen“ auch als einengende Vorgabe einer Frauenrolle. So ist für mich gefühlmäßig immer Choreographietanz mit der meiner Meinung nach sexistischen Regelung verknüpft, dass wir Mädchen im nach Geschlechtern getrennten Schulsportunterricht tanzen mussten und die Jungs nicht. Da ich das weder mochte oder noch gut konnte, bekam ich von der Lehrerin den gut gemeinten Rat, ich müsse „schlampiger“ tanzen. Ich halte es auch nicht für einen Zufall, dass in dem Video, mit dem der Tanz zuerst beworben wurde (brake the chain – https://www.youtube.com/watch?v=fL5N8rSy4CU) die Frauen fast alle sehr feminin wirken, z.B. viele mit rosa Kleidung und langen Haaren, und die einzige Frau, die eher maskulin wirkt, daneben steht und zuschaut.

    Vielleicht ist eine Einengung auf bestimmte Rollen immer ein Problem, wenn man eine Aktion für „alle Frauen“ machen will, aber Tanzen halte ich für besonders wenig gelungen.

  5. […] und Shehadistan […]

  6. abseits sagt:

    Das Tanzen an sich stört mich nicht, denn ich habe OBR von vornerein so verstanden, dass jeder sich so beteiligen kann wie er möchte, und dass man auch andere Dinge machen kann, wie es einem passt – Kaffeerunden mit Nachbarinnen organisieren, einen Thementag an der Schule machen, Flashmob vor dem Arbeitsplatz durch Mitarbeiterinnen usw. Nicht jeder kann und will auf ein Großevent gehen und sich das Risiko eingehen, fotografiert zu werden, insbesondere wenn man selbst von Gewalt betroffen ist. Es ist aber gerade für diese Betroffenen wichtig, dass sie auch das Gefühl haben, mitmachen zu „dürfen“ und dass sie auch gesehen und gewürdigt werden. Da geht es darum, selber aktiv zu werden und so die Automität zurückzuerlangen.

    Ich habe derzeit persönlich massive Probleme damit, dass solche kleineren Aktivitäten der Betroffenen und Freunden – die von anfang an da waren und dazu beigetragen haben, dass OBR populär wurden – nun ins Abseits gestellt werden, nachdem nun auch größere Organisationen wie Frauenvereinen und Beratungsstellen ihre eigene Großevents planen. Nichts gegen solche Großevents – aber wenn gerade die Frauenorganisationen nur für ihre eigenen Events Werbung machen und nicht mit den kleineren Gruppen reden, dann begegnen sie diese nicht auf Augenhöhe und hindern sie dran, selbst als autonome Person zu handeln. Doppelt befremdlich ist es dann, wenn da auf Großevents Spenden für Einrichtungen gesammelt werden, damit sie hilfsbedürftigen Betroffenen helfen können. Ja, auch Spendensammeln ist nicht verkehrt. Aber ich bekomme dabei das Gefühl, dass selbst handelnde Gewaltbetroffene für viele Menschen einfach unvorstellbar oder unerwünscht sind.

    Und wenn ich dann höre: „Frauen sind sooooo toll“, „ist es nicht toll, wie Frauen sich zusammenhalten“…. dann habe ich keine Lust mehr.

  7. long_way_up sagt:

    @samia:
    ja, die Erfahrung haben wir hier auch gemacht: Viele der Menschen, die ich gefragt habe, die nicht explizit “links” oder “feministisch” oder sonst wie “politisch” sind mochten genau das an der Aktion, dass sie einen positiven Akzent setzt. Selbst einige Frauen, die nicht tanzen können und nicht tanzen werden, waren deshalb von der Idee angetan.

    Das wiederum finde ich nur deshalb schwierig, da der allgemeine Unwille, sich mit negativen Dingen zu beschäftigen (von Byung-Chul Han als “Positivgesellschaft” karikiert ^^) dadurch reproduziert wird. Klagen und Widerstand sind heutzutage anscheinend uncool, weil anstrengend, und das unabhängig vom Thema. Aber tanzen, das wirke doch irgendwie positiv und optimistisch. Ich glaube also nicht, dass das was mit Feminismus, Sexismus, Frauen zu tun hat. Es geht hier um die Wahl der Protestform.

    Dadurch wird es für mich zu einer strategischen Frage: Wenn mein Ziel ist, ein Zeichen mit größtmöglicher öffentlicher Resonanz zu setzen, ist Tanzen das beste Mittel. Geholfen wird durch diesen Aktionstag eh niemandem. Solche Aktionen wirken nur indirekt über das Spiel mit der Öffentlichkeit und den Medien. Also orientieren wir uns an der Öffentlichkeit und den Medien. Wir machen hier keine Tanztherapie, wir haben ein Ziel! Gerade wenn ich mich darum sorge, dass bei der Veranstaltung jede ihre persönliche Ausdrucksweise findet, mache ich mich doch zu einer der Heuchlerinnen, die so tun, als hätte eine Kundgebung eine direkte Wirkung. Hat sie aber nicht. Es geht bei einer Demo nicht darum, wie sich die Leute auf der Demo fühlen. Und deshalb MUSS meines Erachtens getanzt werden: weil es der Weg ist, die mediale Öffentlichkeit zu erreichen, die der Veranstaltung einen SINN gibt. Der Sinn der Veranstaltung ist auch nicht über Sexismus zu sprechen – dafür gibt es wesentlich geeignetere Rahmenbedingungen als einen öffentlichen Dorfplatz. Demos im Allgemeinen und Flashmobs im Besondern, ob getanzt oder nicht, haben ihren Sinn durch Aufmerksamkeit! Und ich will, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt. Und deshalb wird getanzt. Weil es funktioniert: Für den Feminismus steht das größte Event der Dekade an.

    • haiwen sagt:

      Ich glaube, bei ganz vielen, die bei OBR mitmachen werden, liegt es gerade nicht am Unwillen, sich mit negativen Dingen zu beschäftigen. Immerhin sind es oft Frauenvereine/Aktionsgruppen, die jeden Tag mit einem riesigen stinkenden Haufen Scheiße zu tun haben. Und gerade deshalb kommt eine „positive“ Aktion so gut an. Weil etwas „Spaß“, etwas aufmunterndes eine willkommene Abwechslung ist.

      PS: Was rm25 sagt. Gaffen tun die Leute immer.

  8. rm25 sagt:

    Gute Kritik, aber was ist denn der Gegenvorschlag? „Gaffen“ wird der durchschnittliche Michel/Micheline ohnehin, egal, ob da Menschen stumm rumstehen, tanzen, randalieren usw. Ich sehe dabei Tanz (egal welcher Art der Bewegung) aus meinen Erfahrungen mit Demonstrationen als die Aktionsform, welche der/die gemeine BürgerIn als „interessant“ wahrnimmt und dann auch auf den Flyer schaut, worum es denn geht. Bei den typischen Links-Demos (50-100 Leute gehen geradeaus, ab und an durchsagen) war meine Erfahrung, dass dann einfach weiter geschaufensterbummelt wird mit dem Spruch „Ah, de Linken ma wieder!“. Und das Randale den BürgerInnen negativ auffällt, muss nicht erwähnt werden. Und zu dem Kommentar „Ich kann nicht gut tanzen“ – Hey, was heißt das schon? Tanzen ist, was mensch selbst draus macht. Ich tanze so, wie ich will – einigen gefällts, anderen nicht. Denk doch auch das nächste Mal daran, wenn du dich zu Musik bewegst 🙂

  9. […] Noch eine umfassende Kritik, insbesondere der Vagina-Monologe selbst, hier sowie eine quick-and-dirty-Kritik der von mir verehrten Shehadistan hier. […]

  10. textproducer sagt:

    Reblogged this on textprodüksiyon.net und kommentierte:
    unbedingt lesen!

  11. Find ich gut, wenn wenigstens Eine sagt: Hey- sei da- darum gehts!
    (dann komme ich mir nich so scheiße vor, wenn ich „nur“ am Rand stehe und eben nicht tanze (und mich vor zig Leuten noch um Löffel mache und nicht mal mehr meinen Bethelzettel hochhalten kann -.- ) )

  12. […] Nadia hat auf ihrem Blog Shehadistan aufgeschrieben, was sie stört: der Fokus auf’s Tanzen. Rambling Rose stellt in ihrem […]

  13. pascale sagt:

    HALLO,da jetzt schon so viel Menschen dabei mitmachen,darüber sprechen und auch die Medien dabei mitmachen hat sich schon etwas verändert.Jeder Schritt den man tut verändert etwas!Ich bin sehr glücklich und dankbar über diese Erfahrung ,die ich über die letzten Wochen und Monate erfahren durfte.Wenn es alle diese tollen Menschen nicht geben würde,denke ich hätten Frauen bis heute kein Wahlrecht !

  14. Mariel sagt:

    Meine Güte, wieviele Worte um einen 4 Minuten Tanz – komme gerade von einem Treffen bei dem der Tanz einstudiert wurde – fühle mich stark, entspannt und bereichert – schon diese Erfahrung war es wert.

  15. Sinah sagt:

    Wie erreicht man viele Frauen? Richtig: Tanzen! Bewegen, sich gut fühlen! Ein tolles Mittel um seeeeehr wichtige Botschaften zu übermitteln!
    Wo ist da das Problem? Ich finde es unglaublich unnötig sich über soetwas aufzuregen!! Macht es das besser? Diese ständige Kritik an Umsetzungen von tollen Projekten, einfach nur affig.
    Wem es gefällt macht mit, wem es nicht gefällt kann für sich überlegen, wie er die Botschaft auf seine Weise weitertragen möchte, aber wer nur kritisieren kann sollte einfach die Klappe halten.
    Sorry, ich möchte nicht unverschämt sein, aber soetwas regt mich einfach auf…
    Bitte denkt doch mal alle in die gleiche Richtung und nicht gegeneinander, nur weil es so viele unterschiedliche Wege gibt!!!

    • shehadistan sagt:

      liebe sinah, ich schalte deinen kommentar frei weil er glaube ich genau das beinhaltet, was wahrscheinlich viele an meiner kritik und den anderen kritiken (u.a. auch zum rassismus bei OBR) nicht so recht verstehen: nämlich dass es nicht darum geht, etwas madig zu machen um des „madig machens willen“, sondern um die ausschlüsse, die OBR in seiner derzeitigen ausgestaltung produziert.

    • Bielefeld_rises sagt:

      @sinah:
      Wenn’s was ändert: Die Nadia hat uns auch mitgeholfen bei der Orga.
      Sie ist nur zu bescheiden das hier zu schreiben.
      Die Kritik ist also schon noch im Bereich der Selbstkritik.
      Freu mich auf euch am Donnerstag! Alles Liebe
      OBR-BI-Orga-Mitglied
      PS: Nur noch drei Tage – Yeah – stimmt die Wettergöttin wohlgesonnen, wenn ihr nen Draht zu der habt.

  16. Birgit Bohm sagt:

    Ich habe erst heute von dieser Aktion erfahren. Und das über den Newsletter der Zeitschrift BRIGITTE. Glaubt Ihr im ernst, dass solche Informationen im „normal Demofall“ über dieses Portal verbreitet würden? Ganz gewiss nicht. Ich freue mich darauf, mit meiner 14 jährigen Tochter in Hamburg zu tanzen. Ob wir das mit dem „Einstudieren“ noch hinkriegen weiß ich nicht. Ich freue mich darauf, mit vielen wildfremden Menschen in der Öffentlichkeit, bei bitterkaltem oder Hamburger Schietwetter zu tanzen. Tanzen hat was mit Lebensfreude zu tun, mit „sich wohl in der eigenen Haut“ zu fühlen, den eigenen Körper in der Musik zu spüren. Das empfinde ich als weiblich. Und wie das für Andere aussieht ist mir relativ egal.
    One Billion Rising ist eine großartige Idee: Viele Menschen (Frauen und Männer!) aus vielen Nationen haben schon mitgetanzt, unterstützen so die Aktion gegen Gewalt gegen Frauen, manche befassen sich vielleicht erst seitdem mit diesem riesigen Problem. Eine breite, aufgeschlossene Gesellschaft – Menschen, die sonst eher weggeschaut haben werden sensibilisiert…
    Und da macht „Frau“ sich Gedanken ob andere doof gucken. Ich freue mich lieber daran, dass eine FRAU auf diese Idee gekommen ist

    • salander sagt:

      Den Punkt, der mich gestört hat, kann man in der Anwort von Birgit sehr schön erkennen:

      „Tanzen hat was mit Lebensfreude zu tun, mit “sich wohl in der eigenen Haut” zu fühlen, den eigenen Körper in der Musik zu spüren. Das empfinde ich als weiblich.“

      Das mag für dich zutreffen. Aber im Umkehrschluss eine Aktion zu machen, die die Teilnehmerinnen zum Choreographietanz auffordert und gleichzeitig den Anspruch hat, für „alle Frauen“ zu sein, das passt meiner Meinung nach nicht zusammen. Weder fühlen sich alle, die sich als Frau sehen, weiblich (um auf Birgits Zitat Bezug zu nehmen), noch gehört Tanzen zur Weiblichkeit von allen Frauen. Ich bin es einfach Leid, mir von der Gesellschaft erzählen zu lassen, wie eine Frau zu sein hat, und möchte mir das erst Recht nicht von einer feministischen Organisation sagen lassen.

      Vermutlich sind Ausschlüsse ein Problem aller Veranstaltungen, die sich an „alle Frauen“ richten, aber mir fällt es jetzt beim Tanzen besonders auf, da ich mich ausgeschlossen fühle. Also ihr könnt ja gerne Tanzen, aber behauptet dann bitte nicht, die Veranstaltung wäre für alle Frauen. Gerade wenn (wie in meiner Stadt) nicht einmal erwähnt wird, dass nicht-Tanzende willkommen sind.

  17. Jezebel Hoss sagt:

    Sehr guter Kommentar. Hatte mir auch überlegt, hinzugehen – und wir hatten uns auch das Video angeschaut. Aber die Choreographie ist derart komplex – das schaffen wir nicht. Und die Choreo ist auch zu komplex, als dass sich Umstehende spontan anschließen könnten – was bei einem Flashmob ja auch immer eine gute Sache ist. Zumindest dann, wenn er nicht NUR irritieren (schnell hin, Aktion machen, schnell weg) sondern etwas vermitteln (schnell hin, da bleiben, Info vermitteln) will. Wir finden die Grundidee auch super aber – ja, genau: Die Schwelle zu hoch. Aber: Ja, jetzt ist es nun mal so angekündigt und jetzt kann man das auch nicht mehr abändern. Es ist gut, dass so etwas überhaupt stattfindet, organisiert wird/wurde und überhaupt Kreise zieht. Dafür schon mal: Hut ab! Und: Medien-catchy ist es auch. Also unter dem Strich in jedem Fall eine gute Sache!

  18. […] den letzten Wochen meldeten sich auch kritische Stimmen zu One Billion Rising. Besonders die Tanzerei stößt nicht überall auf Begeisterung, weil sie Gewalt gegen Frauen verharmlose. Tatsächlich […]

  19. anneprinsregentenheim sagt:

    Ja, ich hacke mir auch lieber die Hände ab, als nach einer Choreographie zu tanzen. Also werde ich mich morgen schweigend dazustellen und schlimmstenfalls für eine Gafferin gehalten werden. Aber immer noch besser, als gar nicht hinzugehen.

  20. Mariel sagt:

    Also, nach dieser Choreo http://m.youtube.com/watch?v=mRU1xmBwUeAm irgendwann im dritten Drittel, Minute 11:20, tanzt frau/man den Cha-Cha auf der Stelle 16x – das kann jeder, es reicht wenn frau/man auf der Stelle rhythmisch wippt und die Füße bewegt – zum Schluss tanzt man BRAKE THE CHAIN- rechtes Knie hoch 2x, linkes Bein knick-knick 2x – insgesammt 8 Wiederholungen – JETZT KOMMT DER WICHTIGSTE MOMENT – am Ende zeigen alle tanzenden und nicht tanzenden Menschen, Gaffer, Interessierte, Verdutzte, Kinder, Oma, Opa, GegnerInnen des Tanzes ….SYNCHRON mit dem ZEIGEFINGER nach oben und dann nach vorne – FERTIG!!!

  21. sarah sagt:

    warum wir tanzen

    weil wir uns spüren wollen
    weil es ein tolles gefühl ist, wenn dein geist und dein körper endlich wieder eins sind
    weil all den männern die uns schlagen, uns vergewaltigen, uns unterdrücken zeigt:
    du kannst meinen körper verletzen, aber meine seele kriegst du nicht

    ich stehe auf
    ich erhebe mich
    mag mein körper schmerzen
    meine seele ist stark
    ich vereine meinen geist mit meinem körper im tanz
    bin ganz bei mir
    bin wieder ich
    vergesse den schmerz
    spüre mich im guten
    und lache
    ich lache dir ins gesicht
    du hast keine macht mehr über mich!

    darum gehen wir heute tanzen!

    #onebillionrising

  22. […] problematisch finde. Gute Artikel dazu kommen u.a. von Magda bei der Mädchenmannschaft und von Nadia auf ihrem Blog Shehadistan. Letztendlich habe ich mich dennoch dazu entschieden, mitzumachen, und die Gelegenheit zu nutzen, […]

  23. […] (in gewisser Hinsicht ein langer Comment on “Why dancing?”) […]

    • Bibiboooom sagt:

      Vielen Dank für Deine ausführlichen Informationen. Danke für Deine Mühe beim Schreiben Deines Kommentares. Ich weiß jetzt viel mehr über die Geschichte der Tänze und freue mich darüber.
      Ich tanze leidenschaftlich gern. Allerdings eher frei ohne Vorgabe von Tanzschritten und ohne Tanzpartner. Beim Tanz lasse ich meine Gefühle raus, ob Wut oder Lebenslust. Und ein Tanz als Ausdruck von Protest ist großartig.
      Leider hat unsere Kultur sowohl beim Karneval als auch durch den „Gesllschaftstanz“ den Stachel des Auflehnens verloren. Nur Das was wir fühlen bleibt unser Ding

  24. Ich gehe absolut daccord mit tanzen und sich wohlfühlen. Ich wünschte auch, Deutschalnd wäre nciht so ein tanzfeindliches Land. Ich finde auch, das Tanz ein Mittel der Protestkultur sein kann. Ich habe aber leider gerade den Eindruck, dass diese Bewegung zwar die besten Absichten hat, aber außer „wir tanzen ein bisschen für den Weltfrieden“ nciht viel in der öffentlichen Wahrnehmung übrig bleibt. Das kann jetzt entweder an der öffentlichen Wahrnehmung oder an der Aktion selbst liegen. Aber ich finde es bezeichnend, dass genau das Element, dass am „kuscheligsten“ bzw gesellschaftskonform ist, so akzentuiert wird. Das ist vielleicht ein sehr unfreiwilliger Zufall. Einmal mehr, was nettes und entspanntes, wahrscheinlich nciht als lahmer Ersatz zu hartem Protest konzipiert, aber so wirkt es auf mich leider. find ich irgendwie nicht so revolutionär, als wie wenn auf einer politischen Demo auch mal ein paar Leute weniger steif sind einfach tanzen, weil sie wollen.

  25. […] beklagt Barrieren, die durch eine für eine Demonstration, für eine breite Teilnehmer*innenschaft doch […]

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