Archiv für den Monat Januar 2015

Liebe deutsche Presse, es wird wieder über „die Ausländer“ geschrieben? Jippieh! Nicht!

(Ich weiß ja nicht wer wieder damit angefangen hat den „Ausländer“-Terminus wieder auszugraben, aber meinetwegen können wir ihn gerne wieder in eine Tonne packen.)

Jetzt, wo Pegida und Co. den deutschsprachigen Volksraum aufwühlen, zeigt sich die deutsche Presse – und vornehmlich auch das deutschsprachige Feuilleton – breitflächig einigermaßen entsetzt und angeekelt obschon so vieler total uncooler und peinlicher Demonstrant_innen, und empört muss natürlich gegen diese ganzen rassistischen Wutbürger_innen angeschrieben werden, damit man sich ja schön von diesem unstylishen Pack (ja, auch Lookismus-Späße wurden bereits gemacht) distanziert. Und wie kann das besser gehen, wenn man statt von Rassismus die ganze Zeit lieber von Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit schwafelt und dabei keinerlei Sensibilisierung für den eigenen Sprachgebrauch (und die Bilder, die man damit zeichnet) zeigt? Deutsche Presse, setzen, sechs! Weiterlesen

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Eskapismus

„[Dr. Fileno] … der dachte, er habe ein probates Mittel gegen alle Leiden des Menschen entdeckt, ein unfehlbares Rezept, dass ihm und aller Menschheit bei jedem Unglück, öffentlich wie privat, Trost spenden würde.

Tatsächlich hatte Dr. Fileno nicht so sehr ein Mittel oder ein Rezept entdeckt, sondern vielmehr eine Methode, die darin bestand, von früh bis spät Geschichtswerke zu lesen und sich darin zu üben, die Gegenwart zu betrachten, als wäre sie ein Geschehen, das längst in den Archiven der Vergangenheit begraben lag. Mittels dieser Methode hatte er sich von allem Leid und Ärger kuriert und hatte – ohne vorher sterben zu müssen – zu einem ernsten und gelassenen Seelenfrieden gefunden, dem jene besondere Traurigkeit innewohnte, die auch dann von Friedhöfen ausgehen würde, wenn alle Menschen längst tot wären.“

(Annie Proulx in „Ein Haus in der Wildnis – Erinnerungen“ aus Luigi Pirandellos „La tragedia d’un personnagio“.)

Terroranschlag: Was das Patriarchat versäumt hat

Sehr ernstgemeinte Satire, mit Disclaimer: Ich habe mal einen Text aus der ZEIT von Jochen Bittner, der mich so gar nicht überzeugt hat, umgeschrieben. Ich schlage nämlich die folgende Textvariante vor:

Die Differenzierung zwischen Cis-Männlichkeit und cis-männlicher Gewalt war nie falsch, aber unvollständig. Angesichts cis-männlicher Attentate müssen moderate Cis-Männer ihre Lehre hinterfragen.

Nach all den Terror-Schocks, Kriegseinsätzen und militaristischer Gewalt (z.B. durch Drohnenflüge), misogynen Gewalttaten und der weitreichenden Glorifizierung von Gewalt als cis-männliches Qualitätsmerkmal gilt das Differenzierungsgebot: Wir müssen trennen zwischen den netten Cis-Männern und cis-männlicher Gewalt. Es wird auch jetzt, nach dem Massaker in der Redaktion von Charlie Hebdo, wieder eingefordert werden – wenn sich der Verdacht auf cis-männliche Täterschaft bestätigt (wovon heute auszugehen ist).

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