(Ich weiß ja nicht wer wieder damit angefangen hat den „Ausländer“-Terminus wieder auszugraben, aber meinetwegen können wir ihn gerne wieder in eine Tonne packen.)
Jetzt, wo Pegida und Co. den deutschsprachigen Volksraum aufwühlen, zeigt sich die deutsche Presse – und vornehmlich auch das deutschsprachige Feuilleton – breitflächig einigermaßen entsetzt und angeekelt obschon so vieler total uncooler und peinlicher Demonstrant_innen, und empört muss natürlich gegen diese ganzen rassistischen Wutbürger_innen angeschrieben werden, damit man sich ja schön von diesem unstylishen Pack (ja, auch Lookismus-Späße wurden bereits gemacht) distanziert. Und wie kann das besser gehen, wenn man statt von Rassismus die ganze Zeit lieber von Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit schwafelt und dabei keinerlei Sensibilisierung für den eigenen Sprachgebrauch (und die Bilder, die man damit zeichnet) zeigt? Deutsche Presse, setzen, sechs!
Denn: Nebst des unschönen und sehr fahrlässigen Sachverhalts, dass gerne klassistische und ableistische Thesen formuliert werden, um den neuerlichen rassistischen Backlash zu erklären (Pegida-Leute und Sympathisant_innen sind „nicht intelligent genug“, „dumm“, „Bildungsstandort Deutschland muss an sich arbeiten“ blablabla etc. pp. …), bekleckern sich unsere Journalist_innen zusätzlich auch weiterhin nicht gerade mit Ruhm und Ehre, wenn sie dazu noch großflächig Vokabular ausgraben, das vielleicht noch in den 1990er Jahren en vogue war, und das dazu beiträgt in Deutschland dieselbe Dichotomie zu befeuern, die auch die rassistisch motivierten Plärrer_innen kultivieren. Dafür gibt es keine Kekse von mir!
Und dementsprechend glaube ich, da nun, wo überall wieder ganz entspannt über „Ausländer“ geschrieben und gesprochen wird, dass ich in der Vergangenheit mal in einer fortschrittlicheren Parallelwelt gelebt habe, in der man eigentlich nicht mehr von „Ausländern“(tm) sprach sondern sich immerhin fast schon mal darauf geeinigt hatte dass allein „Migrationshintergrund“ auch ein problematischer Ätz-Begriff ist.
So zu tun, als würden sich die gegenwärtigen großen rassisistischen Demonstrationen und der Anstieg rassistisch motivierter Übergriffe und Anschläge nicht gegen Mitbürger_innen richten, ist nicht nur nicht zutreffend, sondern auch fatal und gefährlich.
Deswegen möchte ich (mal wieder) die folgenden Empfehlungen aussprechen:
Ausländer
ausländisch
Ausländerhasser” → Rassisten.
Fremdenfeindlich → rassistisch.
Ausländerfeindlichkeit / Fremdenfeindlichkeit → Rassismus. Usw., usf.
Danke für die Aufmerksamkeit und ein schönes Wochenende!
Guter, wichtiger Text, danke dafür! Allerdings muss ich zugeben, dass ich bei dem was ich in Medien z.Z. mitbekomme oft sogar noch einen Schritt davor bin. Ich bin ja fast schon „froh“ (ok, not really) wenn sie im Bezug auf Pegida von „Ausländerfeindlichkeit“ sprechen. Ich seh nämlich momentan viel eher, dass jeglicher Ansatz von Rassismus von vielen klassischen Medien komplett geleugnet wird. Die ARD und ihre Regionalsender schreiben immer noch einheitlich von „islamkritischen Demos“ (da ist sogar schon RTL weiter, die kriegen meist zumindest „islamfeindlich“ hin). Auch bei anderen Medien, bspw FAZ seh ich andauernd die Bezeichnung „islamkritisch“ abgewechselt von anderen „netten“ Euphemismen wie „besorgte Bürger“ etc. On top of that, die zahlreichen Talkshows die fragen OB (sic!) Pegida viiielleicht „fremdenfeindliche“ „Tendenzen“ hat, nur um dann gleich noch ne Sendung zum Thema „wie gefährlich ist islamistischer Terror?“ hinterher zu schieben.
Aber natürlich, verdienen Medien keinen Keks dafür, wenn sies dann mal schaffen zumindest „ausländer-/fremdenfeindlich“ zu sagen. Die Begrifflichkeit bleibt natürlich total problematisch, daher danke für deinen Text (und auch gut, dass du die Aspekte Lookismus, Ableismus und Klassismus auch erwähnt hast! Kann diesen ganzen „dumme Geistesgestörte, sehen scheiß aus und bräuchten ne Therapie“-Kack so langsam nicht mehr hören).
[…] Anstatt Rassismus konkret zu benennen, wird von Fremdenfeindlichkeit oder Islamkritik geschrieben. Auf dem Blog Shehadistan macht die Autorin Nadia Shehadeh darauf aufmerksam, dass vor Jahren allein die Formulierung […]