Ein großer Teil meiner Großfamilie lebt in den palästinensischen Autonomiegebieten, und wenn ich sie besuchen will, fahre ich dorthin.

Nablus
Der Weg führt über Amman. Der McDonalds des Frankfurter Flughafens ist stets Ausgangspunkt von allem. Pappige Cheeseburger, ein Plastikbecher Cola, im Hinterkopf bereits die mich erwartende Falafel-Überdosis abgespeichert, die mir als Kind irgendwann immer Phantasien über fettige deutsche Pommes einbrachte. Und heute, heute ist mein Bezug zu arabischem Essen nostalgisch.
Im Flugzeug nach Amman. Neben mir sitzt eine resolute ältere Dame, die einen Bildungsurlaub durch Jordanien gebucht hat. Ob ich zur Reisegruppe xyz gehöre fragt sie mich, ich sage „nein“, und: „Urlaub, Familie“, und sofort steige ich in ihrer Gunst als Landes-Expertin auf. Ihre Vorfreude ist rührend, unser Gespräch ist sehr nett, sehr herzlich, aber für mich mittlerweile eine aufklärende Pflichtübung von bisher tausenden: Nein, Religion ist jetzt nicht das große Thema, nein, ich würde nicht sagen dass die Familienmitglieder meines Alters jetzt unbedingt anders wären als ich, nein, es ist kein Problem dass ich kein Kopftuch trage, nein, es ist nicht gefährlich in der Westbank, jedenfalls nicht gefährlicher als nachts an einer U-Bahn-Haltestelle in Berlin, ach, und-überhaupt. Weiterlesen →