Sie gehören anscheinend zu den faszinierendsten Tagen des Jahres: Es ist mal wieder Ramadan sind mal wieder die internationalen Nahost-Konflikt-Wochen bei Facebook und Twitter und Co., diesmal mit Schwerpunkt palästinensiche Gebiete und Israel, und um bei Deinen Freund_innen und Verwandten, vielleicht aber auch bei Deinem aktuellen Schwarm oder Deinem neuesten Facebook-Kontakt zu punkten, habe ich hier die ultimative Liste aller Verweise, Postings und Social Media-Verhaltensweisen zusammengestellt, die jeden mittelreflektierten Pro zum ultimativen Nahost-Checker-Star machen, und zwar garantiert.

1) Entscheide Dich für ein Lager: Da sowieso grad Fußball-WM ist, ist das eine ganz einfache Kiste, und die Auswahl der Mannschaft sollte für Dich kein Problem sein. Lass Dich auf keinen Fall davon verwirren, dass von Menschen und Medien gerne mal zwei monolithische Blöcke konstruiert werden. Das ist Part of the Game und sollte Dich auf keinen Fall verwundern!
2) Verwende in Deinen Postings möglichst schwammige Begriffe, die klar machen, dass Du zwar irgendwie ganz viel Herzblut für das Thema hast, aber auch irgendwie nur so mittelviel Ahnung. Verwende gezielt Schlagworte als Synonyme um falsche Sachverhalte zu konstruieren, wie zum Beispiel: Hamas = Palästinenser_innen, Jüdische Menschen = Israelis, Gaza = Westbank und Gaza zusammen bzw. Palästinenserstaat bzw. bekanntes und großzügiges Urlaubsressort am Mittelmeer. Usw. usf. Sollte Dir diese Taktik schwer fallen, lasse Dich einfach von deinen Facebook-Freund_innen inspirieren!
4) Da es in den übrigen 365 Tagen schwierig werden wird, mal wieder einen Anlass für Positionierungen zu finden, solltest Du jetzt alle Möglichkeiten ausschöpfen: Wähle die Flagge Deiner Lieblingsmannschaft und nutze sie als Profilbild!
5) Falls Du Palästinenser_innen und/oder Israelis kennst, frage sie in diesen Tagen am besten nicht wie es ihnen oder ihren Familien geht. Sie freuen sich in diesen Tagen am meisten über deine Expert_innen-Meinung und sind total scharf darauf von Dir ge-educated zu werden! Zudem freuen sie sich auch, von der Seite angemacht zu werden wenn sie zum Beispiel abends ein belangloses Iftar-Bild posten. Sie müssen daran erinnert werden dass sie in diesen Tagen (und nicht wie an allen 365 Tagen sowieso) besonders unter diesem nervigen Konflikt leiden müssen, denn Du tust es ja stellvertretend auch, und zwar JETZT! Gebe Ihnen unbedingt Nachhilfe bezüglich ihres eigenen Konflikts – sie werden schon so müde und überdrüssig des Themas sein dass sie unbedingt wissen möchten, was DU Dir bei Wikipedia und in der FAZ zum Thema angelesen hast!
6) Wenn am Sonntag Fußball gespielt wird, weise daraufhin dass es ein Unding ist dass es Menschen gibt die Fußball gucken während Bomben auf Gaza bzw. Raketen auf Tel Aviv bzw. Steine auf Panzer fallen. Das passt im Übrigen auch gut zum üblichen „Irgendwo in Afrika“-Geschwafel, das nun wenigstens ein paar Tage abgestellt werden kann. Das sollte sich niemand entgehen lassen!
7) Wenn Du ganz raffiniert bist postest Du auch Texte und Videos von irgendwelchen Supergutfindleuten die zwar noch nie unter der Sonne Gazas oder der Westbank oder Israels gefurzt haben, aber auf jeden Fall eine Meinung zum Thema haben. Verwende am besten Inhalte von Leuten, die sich als wahre Clickbait-Chefs profiliert haben, wie zum Beispiel Finkelstein, Broder, KenFM. Likes und Faves sind garantiert!
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To be continued.