Kein Live-Blog: Zu zweit auf dem Rolling Stone Beach

Nachdem jahrelang (also ganze zweimal, lol) das Rolling Stone Park im Europapark Rust unser Leib- und Magenfestival gewesen ist, hat es uns gestern zum Weißenhäusser Strand verschlagen, um zum ersten Mal dem Rolling Stone Beach beizuwohnen.

Und manch eine_r von Euch erinnert sich vielleicht: 2019 hatten wir als Konglomerat verschiedener Blogger_innen und Instagrammer_innen eine Festival Task Force gegründet, um auf diversen Festivals und Konzerten abzuchecken, wie sicher und komfortabel man sich fühlt. Zum Roskilde Festival (als Auftragswerk der Kolleg_innen aus Dänemark) führte es uns damals, zum Graspop in Belgien und zu Rock in Park, und eben auch zum Rolling Stone Park. Letzteres bekam damals eine Höchstwertung: 10/10 Punkten, gute Atmosphäre, komfortabel ohne Ende, tatsächlich sehr barrierefrei und damals auch für mich als Alleinreisende komplett zugänglich – es gab nicht viel zu meckern.

Die guten Leute von FKP Scorpio machen sich einfach Gedanken und einen prima Job: Das Projekt „Wo geht’s nach Panama“, das 2017 ins Leben gerufen wurde, um Gästen auf den Festivals die Möglichkeit zu geben, niedrigschwellig nach Hilfe zu fragen und in eine sichere Umgebung gebracht zu werden, wenn sie sich aus verschiedensten Gründen unwohl fühlen, ist nach wie vor Bestandteil des Festivalprogramms, und gleichzeitig sorgt das ganze Drumherum einfach für eine Atmosphäre, in der man sich gut und sicher fühlt. Kurze Wege, die Möglichkeit der Unterbringung direkt im Festivalgeschehen (hier: Ferienpark Weißenhäusser Strand), und ein Line Up, dass eher die gemütlicheren Menschen anzieht. Die Rolling Stone Festivals sind halt immer schon angelegt als Mischung aus Wellness und Konzert- und Fressparadies, so dass vor allem Pre-Boomer (so wie wir) sich hier die Klinke in die Hand geben. Alles ist etwas ruhiger, gemächlicher und zwischendurch kann man sich auch mal hinsetzen. Genau das Richtige im Übrigen auch für Menschen, die seit nunmehr 1,5 Jahren nicht mehr im Training sind.

Und doch ist dieses Jahr einiges anders. Corona bringt neue Herausforderungen mit sich. Die auf dem Festival geltende 3G-Verordnung, die Möglichkeit, sich auch draußen aufzuhalten, das grosse Hauptbühnenzelt, das an den Eingängen strategisch gut gelüftet ist, die Weitläufigkeit des Ferienpark-Plazas mit seinen Restaurants und Spass-Angeboten und der draußen aufgebaute Mini-Jahrmarkt mit ein paar Fress- und Trinkbuden sorgen dafür, dass man schon die Möglichkeit hat, die Zeit und Räume so nutzen zu können, wie man sich wohl fühlt.

Tag 1 brachte bisher: Einen wirklich unproblematischen Check In, einen soliden Strandspaziergang, ein vielfältiges kulinarisches Angebot, ein feines Line-Up mit Friska Viljor aus Stockholm als unserem Überraschungshighlight des Abends, und ein zugegebenermaßen sehr früher Feierabend für uns was aber nur an den Nachwirkungen unserer langen Anreise und der frischen Seeluft lag.

Friska Viljor

Tag 2 hatte Line Up-technisch dann auch noch mehr Highlights zu bieten: Kadaver, Tocotronic, Die Sterne, Big Joanie, Kat Frankie… Unsere To-Do-Liste war lang, und wir entschieden uns zum Start für die Lesung von Birgit Fuß, die aus ihrem kleinen, aber feinen „Jim Morrison“ (Reclam) las. Eine lauschige Veranstaltung, die den netten Herren neben uns direkt in einen tiefen Mittagsschlaf versetzte – was nicht an Birgits Lesung lag, denn die war sehr fesselnd. Eher sparte sich vor allem das zum Teil gemütliche Altherren-Publikum mit Vatertagslaune wohl die Energie für den Abend auf.

Birgit Fuß

Ruhig und besinnlich ging es dann bei Cassandra Jenkins für uns weiter, der Singer-/Songwriterin aus New York, die Anfang des Jahres mit ihrer Platte „An Overview on Phenomenal Nature“ positives Aufsehen erregte. Im weissen Pailettenmantel wirkte sie ein bisschen wie die Vorbotin des Christkinds und sorgte – auch wenn anfangs der Sound ein bisschen schepperte – für eine ganz zauberhafte Atmosphäre.

Cassandra Jenkins

Was kann man ansonsten sagen über das erste Festival seit über 1,5 Jahren? Es war ungewohnt mal wieder so vielen Menschen über den Weg zu laufen, vor allem Indoor. Und dennoch: So wie sonst auch auf den Rolling Stone-Weekendern fühlte man sich safe und die gute Organisation um alle Corona-Themen drumherum bewirkten ebenfalls, dass man das Gefühl hatte, guten Gewissens über den Festival-Ground zu schlendern. Wir kommen wieder. Nächstes Jahr dann hoffentlich ohne Corona-Zeitalter.

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