Interview: Legofizierte Lieblingsalben

Oasis (c) Christoph!

Liebe zum Detail, und die Gallagher-Brüder sehen hier so frisch aus wie nie! (Oasis, (c) Christoph!)

Im Mai habe ich bei einem Konzert mit CHVRCHES und Co. das erste Mal Christoph von Konzerttagebuch getroffen. Abgesehen davon, dass Christoph mit einen der schönsten Konzertblogs Deutschlands hochzieht (hier darf jede_r Fan werden, falls noch nicht geschehen: Zack!), hat er zudem noch ein ganz faszinierendes Hobby: Er baut Plattencover aus Lego nach.

Morrissey, (c) Christoph!

 

Das fand ich so spannend, dass ich fast komplette Teile des Konzerts verpasst hätte – nur um Christoph im Detail über seinen besonderen Freizeitspaß auszuquetschen. Ich habe dann Christoph gesagt, dass ich ihn unbedingt mal für meinen Blog interviewen will, und außerdem habe ich ihn gefragt, ob er meinen Blog-Avatar aus Lego nachbauen würde. (Er hat dazu übrigens „Ja!“ gesagt, juhu!) Und, voilà, heute hat er dankenswerterweise alle meine Fragen beantwortet.

Wann hast du das erste Lego-Cover gemacht?

Im September 2007 – ich musste nachgucken.

Wie kam es überhaupt dazu, bzw., woher kam die Idee?

Seit Myspace verwende ich ein Lego-Bild als Avatar in sozialen Netzwerken. Zum einen gleicht das Bild mir enorm, zum anderen lächele ich da immer. Daraus entstand irgendwann mit einem Freund die Idee, einen Lego-Trickfilm zu machen. Damals machte gerade die Lego-Version des „Wunders von Bern“ die Runde, ein wundervolles Stück Kunst von Filmstudenten. Wir wollten im kleinen Rahmen auch so etwas machen. Über eine 3-Sekunden-Gesichtsstudie ist es aber nie hinausgekommen. Für die möglichen Filme hatte ich jedenfalls schon Figuren auf Flohmärkten gekauft. Weil die Kreativität fürs Filmen eben nicht reichte, habe ich ein paar Band- bzw. Konzertfotos mit den Figuren erstellt. Eines davon verwendeten meine Lieblinge The Organ als Myspace-Avatar – und weil sie sich kurz später auflösten, ist das wohl heute noch da. Irgendwo fand ich dann ein paar Lego-Beatles-Cover und fand die Idee so großartig, dass ich wusste, was die Berufung der gekauften Lego-Figuren sein würde.

Als ich ein paar zusammen hatte, habe ich meinen kleinen Patenkindern einen Kalender zu Weihnachten geschenkt. Sie waren davon so begeistert, dass seitdem Ende jeden Jahres wieder die Frage kommt, ob es wieder einen geben wird. Also muss ich auf absehbare Zeit ein Cover pro Monat basteln.

Kate Nash, (c) Christoph!

Kate Nash, (c) Christoph!

Was war das erste Cover, dass Du gebaut hast?

Die Kaiser Chiefs („Yours Truly, Angry Mob“). Ich habe damals noch drei andere Cover gemacht (Belle and Sebastian, Morrissey und die Strokes), die Kaiser Chiefs waren aber zumindest das erste, das ich online gestellt habe.

Yours truely... (c) Christoph!

Links die obligatorischen Prinz-Eisenherz-Schnitte, rechts die feschen Kurzhaar-Friesen. (Yours truely…, (c) Christoph!)

Damals gab es noch nicht so viele Lego Frisuren, eigentlich nur einen Standard-Haarschnitt für Männer. Zwei der Kaiser Chiefs hatten daher die normale Frauen-Frisur (schulterlang), einer die Haare von Harry Potter. Heute gibt es sicher je 20 verschiedene Haarteile, was vieles sehr viel einfacher macht. Über eine Art Lego-ebay kann man jedes noch so kleine Teil einzeln bestellen. Auch das kommt mir sehr entgegen.

Was war das krasseste, was Du mit Deinen Arbeiten erlebt hast? Und welche Anekdoten gibt es insgesamt?

Ganz eindeutig eine Mail eines meiner größten musikalischen Helden Stuart Murdoch (Belle and Sebastian). Ich hatte irgendwann das Projekt begonnen, jede einzelne B&S-Veröffentlichung zu legofizieren, jede Platte, jede Maxi, jede Single (25 von 34 sind es bisher, wenn ich richtig gezählt habe).

Als die Band eine Liveplatte angekündigt hatte, gab es dazu einen Wettbewerb des US-Labels, bei dem man eine alternative Gestaltung einreichen sollte. Ich habe daran teilgenommen, kam aber nicht unter die besten zehn. Ein paar Monate später dann morgens: eine Mail vom Belle and Sebastian Sänger mit der Frage, ob ich für sein neues, damals noch unveröffentlichtes Projekt zum Spaß Lego-Versionen erstellen könne. Ich hielt das für einen lustigen (aber sehr doofen) Scherz irgendeines Freundes, aber die Mail war echt, den Auftrag nahm ich gerne an – und auf der B&S-Website war eine ganze Weile eines meiner Cover mit Link zu den anderen.

Belle and Sebastian (c) Christoph!

Belle and Sebastian, (c) Christoph!

Zweiter Liebling: nachdem Thees Uhlmann mein Bild bei Facebook gepostet hatte, kommentierte das der Fotograf des Originals mit: „Den verklag ich!“.

Thees Uhlmann, (c) Christoph!

Thees Uhlmann, (c) Christoph!

Außerdem: Für eine Deutschland-Tour von Amy Macdonald wollte der Veranstalter mein Cover als bundesweites Tourplakat verwenden. Sie machten es schließlich nicht (das ist immer ein rechtliches Problem bei Lego), die Backstage-Pässe waren aber so gestaltet.

Amy MacDonald, (c) Christoph!

Amy MacDonald, (c) Christoph!

Für unsere Website Konzerttagebuch hatten mein Pariser Kumpel und ich dann irgendwann die Idee, einen Preis für Lieblingsbands einzufähren (den vollkommen willkürlichen „Favourite Band Award“), der aus einer nachgebauten Bühne mit der Band und ihren Instrumenten besteht. Die Reaktionen der Musiker darauf waren bisher immer sagenhaft und führten zu Gesprächen wie „Guck mal, du hast das gleiche T-Shirt an wie heute!“ oder: „‘Tschuldigung für deine Frisur!“ – „Wieso? Ich mag meine Frisur!“.

Solche Situationen, wenn ernsthafte, erwachsene Musiker sich über diesen albernen Kram kindisch freuen, sind wundervoll!

Gibt es noch besondere Ziele, die aber schwer umsetzbar sind? Und wie lange arbeitest Du an einem Cover?

Cover-Ziele? Oh, da gibt es viele. Auch wenn ich bisher etwa 80 Cover gemacht habe, sind das in der Regel die von Platten, die mit sehr begrenzten Fähigkeiten leicht nachzumachen sind. Meist dauert das 15 bis 30 Minuten. Viele Lieblingsplatten sind aber nicht legofizierbar: Die liegende Frau auf „The Queen Is Dead“ [Anm.: The Smiths]zum Beispiel bringt mich zur Verzweiflung! Genau wie Bands, die nur abstrakte Cover machen! Was soll denn das? Oder die vielen tanzenden Paare auf „Boxer“ von The National. Von Belle and Sebastian fehlen auch noch einige, die mich überfordern.

The National, (c) Christoph!

The National, (c) Christoph!

Was wäre das wunderbarste, was Du Dir mit der Verwertung Deiner Cover vorstellen könntest – oder ist es vielleicht schon passiert?

Belle and Sebastian wollten Merch damit herstellen, Lego gefiel das aber nicht. Aber ein Band-Shirt oder eine Jutetasche an einem Merch-Tisch gefiele mir schon gut. Oder ein Tourposter. Oder wenn ich endlich dieses „The National“-Cover hinbekäme!

[Danke an Christoph, und hier geht es zu noch mehr ganz wunderbaren Lego-Covern.]

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