Ich bin also auf dieser Konferenz in Duisburg-Marxloh der Zukunftsakademie NRW, bei der es um postmigrantische Erinnerungserspektiven geht, und ich bin schon etwa fünfmal an zwei Tagen problemlos zwischen zwei Veranstaltungsorten hin- und hergelaufen, auch im Dunkeln. An Tag zwei, beim sechsten Mal, biege ich beim Rückweg ins Hotel einmal falsch ab.
Marxloh hat heute knapp 20.000 Einwohner_innen, von denen sind etwa 42% keine Urdeutsche, und der Ortsname leitet sich ab von Mersch, „feuchtes Weideland“, und Loh, „Hochwald“. Wie so oft war die Keimzelle des Stadtteiles ein Hof, genauer gesagt: Der Schultenhof, der dort lag, wo heute die Schulte-Marxloh-Straße auf die Kaiser-Friedrich-Straße trifft – das ist schon einige Gehminuten vom Marxloher „City“-Kern, der Weseler Straße, entfernt.
Vor Abreise hatte ich „Marxloh“ gegooglet, und Google schlug mir direkt folgende Suchkombinationen vor: „Marxloh Kleider“, „Marxloh Moschee“, „Marxloh Abendkleider“, und „Wo der Pott Deutschen und Türken gehört“ sagt auf Seite 1 der SPIEGEL mit einem Artikel von 2008.
Unser Hotel liegt nicht weit entfernt von der Brautmodenmeile, für die Marxloh anscheinend so berühmt ist, und es ist immer mal wieder auch Treffpunkt für Menschen, die sich mit Strukturen und Strukturwandel beschäftigen – seien es nun geplante Grüngürtel oder die ersten Integrationsratsitzungen. Wir scheinen mit unsere Veranstaltung am richtigen Platz gelandet zu sein.
Es ist ein grauer Tag, spielende Kinder laufen auf der Straße rum, eine geschlossene Trinkhalle lädt mit bunten Sonnenschirmen dazu ein, zumindest am Zigarettenautomaten vor dem Kiosk eine Schachtel zu ziehen. Anwohner_innen erledigen ihre Samstagsgeschäfte, und ich könnte viele von ihnen nach dem richtigen Weg zum Hotel fragen – oder aber, ob sie sich postmigrantisch fühlen. Und ich lasse beides und finde mit einigen Umwegen dann doch allein den Weg zurück ins Hotel.