Schulternklopfen für die Opfer

[Anmerkung: Wir – accalmie, Sabine und Nadia – haben den vorliegenden Text gemeinsam verfasst, um nochmal für uns die MMwird5-Vorfälle und deren Nachwirkungen zu rekapitulieren. Wir sind, falls das so gelesen werden könnte, nicht „die Stimme der QT*PoC“ oder von sonstwem. Wir sprechen nur für uns – weder für alle WoC noch PoC, die auf der MMwird5-Party anwesend waren, noch für alle anderen.]

Ironie schlägt oft dann zu, wenn man sie am wenigsten erwartet – das gilt zugleich für die MMwird5-Party letzten Samstag, als auch für deren „Nachspiel“ der vergangenen Tage.

Ironie Eins schlug zu, als die sich selbst als anti-rassistisch und rassismus-kritisch verstehende Mädchenmannschaft (MM) auf ihrem ebenso definierten und postulierten Event den Sl*twalk Berlin einlud, und im Zuge dessen auf (zu erwartende) rassistische „Vorfälle“ nicht adäquat reagierte, geschweige denn selbst daran dachte, sich bei Panelist_innen und Künstler_innen auch mal persönlich zu entschuldigen – und zwar dafür, dass eine Situation hergestellt und geduldet wurde, die den Abbruch der Diskussion, Sows Absage ihres Konzerts und ein Spontan-Panel von WoC nach sich ziehen musste. Ein Spontan-Panel, das für alle überraschend kam, und das wir Bullshit-Bingo genannt haben: Bingo mit Herzblut. Das Podium war eine nachträgliche Intervention, weil der Raum dafür zuvor nicht vorhanden war.

Ironie Zwei hingegen schlug in den letzten Tagen zu, als wir, drei der fünf WoC-Panelistinnen beim Event und selbst Mädchenmannschafts-Autorinnen mit unterschiedlichen Involviertheitsgraden, uns dann mit grundlegenden Problemen von „calling out“-culture und Stellvertreter_innen-Antirassimus konfrontiert sahen bei vielen der Reaktionen auf die unbestrittenen Fails bei der MMwird5-Party und den ersten Reaktionen der MM auf diese. Wie auch die nun veröffentlichte Stellungnahme und Entschuldigung weißer MM-Autorinnen erwähnt: die MM ist nicht die weiße Einheitsfront, zu der sie in den letzten Tagen stilitisiert wurde.

Noch wichtiger: Mit der Annahme, man könne für „die armen PoC“ bei der Mädchenmannschaft oder sonstwo sprechen als weiße Person, sind keine Kekse zu gewinnen. Ein_e weiße_r Antirassismus-Verbündete_r zu sein bedeutet nicht, zu glauben, für PoC sprechen zu können, sondern Unterstützer_in zu sein und – besonders hier elementar – sich auch an die eigene Nase zu fassen.  Doch die eigene Nase ist nur schwer erreichbar, wenn man primär mit dem Bauchreden für Andere beschäftigt ist.

Die Verhaltensweise der MM auf der Jubiläumsfeier und im direkten Anschluss an diese war unter „ally“-Gesichtspunkten miserabel. Die MM muß daraus Konsequenzen ziehen.

Stellvertretungssprech und ein eigenartiges Critical Whiteness-Verständnis

Erstaunt und angestrengt sind wir aber trotzdem über die Vehemenz, mit der manche nun zum Angriff pfeifen. Damit wird nicht nur ausgeblendet, dass es hier nicht nur um die Ermöglichung von rassistischen Handlungen durch die MM geht, sondern um konkrete rassistische Äußerungen von Verteter_innen des SW Berlin. Viel schlimmer, wir befinden uns mittlerweile in einem „Stellverteter_innen-Kampf“ für PoC, über welche viele weiße Personen nicht nur spekulieren, sondern meinen sagen zu können, wie sie (PoC) sich zu fühlen und zu verhalten haben in dieser Situation – oft unter dem Deckmantel eines eigenartigen Critical Whiteness-Verständnisses.

Dieses gegenseitige Schulterklopfen mancher für die Versicherung, dass man selbst ja nie so rassistisch gewesen wäre, ist die dritte bittere Ironie. Das fängt damit an, dass einem Vorstandsmitglied der ISD die individuelle Wahrnehmungsfähigkeit und Beurteilung der Ereignisse auf der MMwird5-Party von weißen Personen abgesprochen wird – er sei offenbar auf einer anderen Veranstaltung gewesen als sie. Es steigert sich bis zu der Absurdität, dass die meisten Weißen, die zugleich Teilnehmer_innen der MMwird5-Party waren und zwar jetzt (auch zu Recht) auf die MM schimpfen und sich nun um PoC-Besucher_innen sorgen, selbst keinen Finger gerührt haben, um rassistische Äußerungen zu unterbinden.

Die üblich verdächtigen Strukturen

Im übrigen offenbarte sich hier das grundlegende Dilemma sowohl der Veranstaltung, als auch der üblichen feministischen und offiziell herrschaftskritischen Strukturen in Deutschland: sie sprechen nur die „üblichen Verdächtigen“ an. Wie viele PoC-Besucher_innen waren auf der Party überhaupt anwesend? Den meisten dürfte aufgefallen sein: niemals mehr als fünf bis zehn Prozent. Wie viele davon waren Besucher_innen, wie viele am Programm Mitgestaltende? Der Großteil der anwesenden QT*PoC ist expliziten Einladungen nachgekommen, ob als Panel-Teilnehmer_in oder Künstler_in. Weiterhin waren die Besucher_innen mehrheitlich cis-gender, und auch wenn die Werkstatt der Kulturen barrierefrei ist, fühlten sich ebenfalls nur sehr wenige nicht-ablebodied Menschen von der MMwird5-Party angesprochen. Man hatte es, unserer Meinung nach, also wieder mit einem dominanzgesellschaftlichen Raum zu tun, woraufhin sich natürlich die Frage stellt, was eine derartige Besucher_innen-Verteilung über die Lebenswelt der Anwesenden aussagt. Wer sind die Rezipient_innen der ganzen dezidiert „feministischen“, „anti-rassistischen“ etc. Botschaften? Wieviel Wert hat das Wort auf dem Papier oder im Internet, wenn das, was den ganzen Tag gepredigt wird, nicht gelebt wird? Wo bleiben die Interventionen, die im Netz manchmal für einen shitstorm, aber zumindest für „Empörung“ sorgen? „Antira“, „Critical Whiteness“: Alles nur schicke Labels, die dem Praxistest nicht standhalten?

Das wiederum Ironische ist ja, dass landläufig die Kritik an Feminismen (und Netzaktivismus) geübt wird, dass man sich eine kleine rosa Blase kultiviere, die mit Lebensrealitäten nichts mehr zu tun hätte. Könnte man dieser Bubble-Theorie Glauben schenken, hätten wir am Samstag einen ziemlich sicheren Raum gehabt. Was aber bleibt, ist die Feststellung, dass man es hier primär mit einem Leben im Konjunktiv zu tun hat.

Wenn die Theorie in der Praxis versagt

Die Tatsache, dass es sich bei der MMwird5-Party mitnichten um einen sicheren oder auch nur diversen Raum handelte, stellt uns also vor die Frage, ob diese rosa Blase entweder nicht existiert, oder ihre Existenz zur Folge hat, dass Menschen zwar theoretisch versiert sind, es ihnen in der Praxis aber an Bewusstsein und  Handlungsfähigkeit mangelt bzw. Problematiken erst gar nicht sichtbar werden (…am Rande sei hier nur die erneute Ironie erwähnt, dass dies auch ein Thema des eskalierenden „Netzaktivismus'“-Panels hätte gewesen sein können.) Es scheint bei aller Theorie-Gewandtheit der dialektische Umschwung zum Tragen zu kommen, man sei über jeden Zweifel erhaben. Die rosa Bubble, nicht mehr als eine Feel-Good-Flatulenz der sozialen Erwünschtheit in den Weiten des deutschen world wide web? Spricht aus den ganzen Vorfällen nicht der Sachverhalt, dass es unter solchen Vorzeichen keine Rassismus-befreiten Räume geben kann, egal, wie sehr man sie herbei zu philosophieren oder zu retweeten versucht? Spiegeln sich hier nicht die bekannten Immunisierungsversuche wider, die ständig bei den Prozessen der Abwehr des eigenen rassistischen Verhaltens und der fehlenden Positionierung bzw. im Verharren in den altbekannten Mustern kultiviert werden? Einfach mal nichts sagen. Allerdings sich immer dann berufen fühlen viel sagen zu müssen, wenn man weder Ahnung von, noch Erfahrung mit etwas hat – etwa betreffend der Situation von Frauen in der ägyptischen Revolution oder in Bezug auf sl*twalks im Kongo.

Aktivismus als Bedürfnisstätte

Auch der Konsumanspruch, politischen Aktivismus ganz im Disney-Stil als gastrokommerzielles Neuköllner Abenteuerland nur besuchen zu wollen, hat sich am vergangenen Samstag und den darauffolgenden Tagen manifestiert. Es wurde klar, als sich Menschen das Programm am MM-Infostand herunterbeten ließen, statt es selbst zu lesen oder nur wenig bis keine Bereitschaft signalisierten, sich in der Orga oder Durchführung der Veranstaltung einzubringen (trotz mehrfacher Einladungen und Aufrufe). Und es zeigt sich nun wieder anhand der Reaktionen auf die MM-Stellungnahme, bei der viele Leute sich noch nicht einmal in der Lage sehen, selbst nach einem ihnen unbekannten Wort zu googlen und sich darüber empören, dass man Eigeninitiative von ihnen verlangt, wenn ihnen nicht klar ist, warum man „weiß positioniert“ schreiben kann.

Diese Haltung gipfelt schließlich darin, dass der Großteil der weißen MM-Party-Besucher_innen selbst nur gelegentlich raunte bei der eskalierenden Podiumsdiskussion zu Netzaktivismus mit dem SW Berlin. Das ist das beste Beispiel dafür, wie wenig die Menschen, die sich als antirassistische Verbündete sehen, von Rassismus und weißen Privilegien verstehen, geschweige denn, ihre Ideale umzusetzen vermögen. Außer hinterher natürlich, und zwar nach ausführlicher Eskalationsbeschau – und indem unter dem Verweis auf PoC mit dem Finger gezeigt wird. (Nur die wenigsten Besucher_innen scheinen sich die – zugegebenermaßen: mickrigen – anti-rassistischen guidelines der MM für das Event angesehen, geschweige denn Ernst genommen zu haben.) Diese Haltung gilt ganz klar auch für die MM in Bezug auf deren vorherige Kritik am SW Berlin und anderen, angesichts der eigenen Strukturen und Verhaltensweisen. Es gilt aber auch für viele derjenigen, die jetzt pauschalisierte Kritik an der MM üben.

Wir müssen nicht von Euch gerettet werden

Das wird illustriert durch die Situation, in der wir uns jetzt befinden: Nadia, Sabine und accalmie (…so hätte man es gerne), sind Opfer der Fänge der Mädchenmannschaft, die offenbar die letzte Bastion weißer Privilegien innerhalb der feministischen Net-Community in Deutschland ist. Die angemessene Reaktion darauf scheint zu sein, einen internen „Wer ist am wenigsten weiß“-Vergleich in einem „Ich hab die größte awareness field credibility“-Wettbewerb selbsterklärter weißer allies zu veranstalten. Den Fakt, dass solche Wettbewerbe immer auf Kosten von PoC stattfinden und zugleich pater_maternalistisch und heuchlerisch sind, scheint man dabei gekonnt ignorieren zu können. Auch einige der im Nachhinein lang ausgebreiteten Schamesbekundungen weißer Teilnehmer_innen lesen sich vor allem als ein um die eigene Person kreisender Ablasshandel. Selbst eingekauft wird dabei nicht, stattdessen kommen die ewiggestrigen „konstruktiven“ Wünsche, dass doch endlich noch mehr PoCs als Schreiberlinge, Erklärbär_innen und Vorführkaninchen akquiriert werden sollen.

Bei der MM liegen hinsichtlich white privilege – wie in Deutschland und weltweit, es ist also keine Überraschung – viele Dinge im Argen. Das kann und darf man nicht schön reden, da erwarten wir konkrete Maßnahmen.

Die eingetrudelten Kommentare zu dem „Spontan-Panel“/der Bullshit Bingo-Runde der fünf WoC, die sich am Ende des Abends auf der Bühne einfanden, blenden in der Retrospektive nun oft aus, dass drei dieser fünf Diskussionsteilnehmer_innen gleichzeitig Autorinnen der Mädchenmannschaft sind. Hier lag für uns auch das spezifische Dilemma dieser Situation: zum einen schien es gerade für uns als MM-Mitglieder notwendig, zu intervenieren, zum anderen war es vor allem der Austausch mit Noah Sow, die ihr Konzert aufgrund der rassistischen Vorfälle im Rahmen der #MMwird5 abgesagt hatte, und ihre Initiative, die uns darin bestärkte, als WoC, unabhängig von der Mädchenmannschaft, einzugreifen. Wir sind auch durchaus in der Lage, für uns selbst zu sprechen – sowohl als WoC als auch als MM-Mitglieder.

Weiße Privilegien und Selbstbeweihräucherung durch „Aktivismus“

Jede von uns hat verschiedene Gründe, warum sie trotzdem dabei ist. Uns (und andere) als stereotypisierte, passive Opfer zu stilisieren, die nicht verstehen, dass es ihnen in einem anderen weißen Lager viel besser gehen würde, ist nicht nur anmaßend, sondern – Ironie Vier – ein deutlicher Hinweis auf das Unverständnis eigener weißer Privilegien und den Willen, PoC zum Spielball für eigene Zwecke zu machen. Hier wird sich als selbsterklärtes Sprachrohr der Marginalisierten selbst auf die Schulter geklopft. Einige Ausformungen der enormen Empörung „im Namen von…“ wirken hier nämlich mehr pro forma und auf eigene Zwecke gerichtet als solidarisch oder gar zielführend.

Antirassistische Verbündete zu sein heißt, sich zu äußern, Rassismus zu benennen und (auch im Alltag) zu handeln. Es heißt aber nicht, sich vor PoC zu drängeln und so laut und so pauschalisierend zu schreien, dass die Stimmen jener übertönt werden, die man meint hier vertreten zu können und zu müssen. Und so zu tun, als seien in einem deutschen oder auch nur innerfeministischen Kontext die MM und die MMwird5-Party „Das Schlimmste Was Je Passiert Ist“ (tm), ist wieder eine Ironie, die anhand des wachsenden Haufens nicht-freischaltbarer Kommentare zum MM-Statement deutlich wird. Dieser veranschaulicht nämlich, wie bitter es um Antirassismus in dieser Gesellschaft wirklich gestellt ist – und das bei Menschen, die überhaupt schon Mal auf die MM-Seite kommen.

Ein bisschen Perspektive würde hier nicht schaden. Solidarität mit PoC sieht nämlich auch anders aus. Solidarität ermöglicht ein Klima, in dem PoC sich ermutigt sehen zu sprechen und dabei mit ehrlichem Interesse gehört werden, sichtbar sind und es vor allen Dingen auch bleiben. Solidarität bedeutet eine beständige Auseinandersetzung mit eigenen Privilegien, das Bewusstsein für Hegemonien – und zwar auch, wenn keine (oder nur kaum) PoC da sind.

Kontraproduktiv ist und bleibt eine Situation, in der sich „Ich bin reflektierter als Du!“-Weiße mit anderen „Ich aber auch!“-Weißen lautstark über den „Gegenstand“ oder das „Objekt“ PoC und PoC-safe(r) spaces streiten, und das dann als antirassistisches Engagement verstehen (oder als Netzaktivismus begreifen). Diesen safe(r) space zu kreieren vermochten weder die MM noch viele weiße Kritiker_innen. Also, an alle die gerade am lautesten schreien: Macht die Reflektionskrone bitter unter Euch aus, wenn Euch das als sinnvolle Freizeitbeschäftigung erscheint – aber lasst uns da auch rhetorisch so außen vor, wie wir es tatsächlich sind, und tut nicht so, als geschähe dies zu „unseren“ Gunsten.

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12 Gedanken zu „Schulternklopfen für die Opfer

  1. […] Sabine and I – have written a collaborative post (in german) over at Nadia’s blog:  “Schulterklopfen für die Opfer”. Share this:ShareFacebookTwitterPinterestTumblrLike this:Like4 bloggers like […]

  2. laufmoos sagt:

    Vielen Dank für diesen toll geschriebenen Text!

  3. lynne sagt:

    Vielen Dank für diesen Text, den ich sehr wichtig finde. Ich würde mich freuen, wenn ihr ihn an prominenter Stelle auf die MM Seite setzt.

  4. Leah sagt:

    Auch von mir vielen Dank für euren Text!

  5. Nadi sagt:

    BAM !!!!!
    AWESOME !!
    und ich musste bei diesem super duper statment nur 3 wörter googeln, was echt mal großartig ist, dass nicht mit zig tausend „fremdwörtern“ um sich gehaun wird!!!

  6. Rike sagt:

    „…und auch wenn die Werkstatt der Kulturen barrierefrei ist, fühlten sich ebenfalls nur sehr wenige nicht-ablebodied Menschen von der MMwird5-Party angesprochen.“

    Woher wisst Ihr das eigentlich? Habt Ihr welche gefragt? Oder fühlt Ihr Euch (warum?) berechtigt, mich als Rollstullfahrerin zu repräsentieren?

  7. »Paula« sagt:

    Ganz toll und wichtig. Danke.

  8. accalmie sagt:

    @Rike: Wir wollten mit diesem Satz keineswegs den Eindruck erwecken, Rollstuhlfahrer_innen repräsentieren zu können. Es geht hier schlicht darum, dass unter den hunderten Besucher_innen der MMwird5 die Menschen, die nicht able-bodied waren, an einer Hand abgezählt werden konnten. Dieses statement bezieht sich also darauf, dass die MMwird5 letztlich eine dominanzgesellschaftliche Party war, in vielen Bezügen. Auch wenn die Werkstatt der Kulturen aufgrund ihrer (relativen) Barrierefreiheit als Partyort ausgewählt wurde, fühlten sich offenbar nur sehr wenige nicht-ablebodied Menschen von der MM angesprochen, dorthin zu kommen – ebenso wie PoC oder Intersex-/Trans*Menschen. Wie oben in der Anmerkung erwähnt wird, sprechen wir in diesem statement aber nur für uns.

  9. andreask sagt:

    ..also wenn ich das kurz bemerken duerfte: die ‚Symmetrisierung‘ von Begriffen wie Hierarchisierung und Positionierung von Minderheiten auf die ‚weisse Positionierung‘ hin scheint mir hoechst zweifelhaft, ‚Positionierung‘ ist ja ein passiver Begriff, als aktiver Begriff suggeriert er eine Kontingenz oder ‚Überwindbarkeit‘, die so nicht existiert, aber in Bezug auf die (weisse) Hegemonie ist das passive ‚positioniert werden‘ ebenso vollstaendig sinnlos. Der Begriff erweckt den Eindruck, Weisse wären das Opfer ihrer eigenen Positionierungen, aber positioniert ‚wird‘ eben die Minderheit, eben genau weil ‚ueber sie‘ geredet wird, aber das Reden von ‚Weissen ueber Weisse‘ ergibt keinen Sinn, es gibt dem weisen Individuum allenfalls die Gelegenheit, sich als Opfer von (angeblich nicht selbt perpetuierten) Privilegierungen zu inszenieren. Soweit ich das nach einiger google-recherche feststellen kann, wird ‚weiss positioniert‘ in D. deshalb auch fast auschliesslich von weissen (linken) Individuen benutzt, die sich als ausserhalb der Hegemonie inszenieren (ob mit Recht oder mit Unrecht, sei hier mal dahingetellt).

  10. Claudia sagt:

    Ich wohne en deutschland aber kann nicht so gut deutsch versten, gibts diese text in english oder spanisch auch? Bitte.

  11. […] PoC-Szene, die sich ebenfalls im letzten Herbst breitmachte (und zwar sowohl vor als auch nach prägenden Ereignissen, die man aber zum Glück zumeist in bester Gesellschaft […]

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