Schlagwort-Archive: Rassismus

Check: Wo haben wir denn jetzt nun Rassismus und wo nicht?

In den letzten Tagen, Wochen, Monaten, vielleicht im ganzen Jahr 2018 gab es unterschiedliche Einschätzungen und Meinungen von Expert_innen und Hohlbroten dazu, wo es in Deutschland denn nun Rassismus gibt und wo nicht. Damit Ihr nicht durcheinander kommt habe ich nochmal zusammengetragen wer/wie/was/wann/wo.

Fußball

Hier diagnostizierte der Torwart der Nationalmannschaft Manuel Neuer nach dem ganzen Aufruhr den Mesut Özil verzapft hatte Anfang August: Im deutschen Fußball gibt es ganz klar keinen Rassimus. Man arbeite stattdessen mit dem Prinzip „Integration“()(lol). Schwein gehabt, würde ich sagen!

Sport

Hier wurde ein anderer Experte, nämliche DFB-Kapitän Thomas Müller, ebenfalls deutlich: Genauso wie im Fußball gäbe es im ganzen Sport natürlich überhaupt kein Fitzelchen Rassismus, von Rassismus könne „keine Rede sein“. Auch hier gilt: Glück gehabt, hätte ja sein können!

Schulen

Rassismus an Schulen? Was die Wissenschaft seit Jahren belegt wurde an der ein oder anderen Stelle im Feuilleton wegen der #metwo-Karambolage im Netz erstmal unter „Man könnte den Eindruck haben, dass…“ abgehandelt, durchaus auch mit dem Ergebnis: Jo, könnte sein. Zum Glück aber gibt es die Aufräum-Kolonne „Schule ohne Rassismus„: Paar Projekttage, Unterschriftenlisten, dies-das, und dann kommt ein Klebi an die Schule und zack: Praktisch kein Rassismus mehr! Yeah! Wie geil ist das denn bitte?

Ausschreitungen in Chemnitz da letztens

Ja, eigentlich sind sich die meisten sicher dass das Motiv Rassismus ist, wobei aber Seehofer, BILD-Zeitung und ein paar andere Konsorten das Gegenteil behaupten. Sachsens Ministerpräsident Kretschmer betonte außerdem, dass da vielleicht ein paar rechtsradikale Sportläufer rumgerannt sind auf den Demos was aber nicht gleich heißen muss dass es zu irgendwelchen Hetzjagden kam. Weiterlesen

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The Rule of Cool: Kim Kardashian

Wisst Ihr wen ich besser finde als die allermeisten Antidiskriminierungsstellen samt der unzähligen Kartoffeln die da so arbeiten? Kim Kardashian.

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Was bleibt: Schande.

Flickr (c) Bilal Kamoon

Flickr (c) Bilal Kamoon

Es gibt sie ja: Sachen, die so scheiße sind, dass man sie sich nicht mal ausdenken muss: Die ganze NSU-Geschichte ist nach wie vor so eine. In Massen prasseln seit Monaten nebulöse Infos, Berichterstattung über „Pannen“ und Verwicklungen und die mögliche Involviertheit staatlicher Behörden auf die (lesende und/oder Nachrichten schauende und/oder im Internet surfende) Bevölkerung ein. Auch betreffend des seit April laufenden Prozesses.

Ich weiß nicht, ob die Masse der Informationen nicht schon längst zur Übermüdung vieler Rezipient_innen geführt hat, getreu dem Motto: „Ach, schon wieder so eine NSU-Meldung, laaaangweilig!“ Und das hier ist wahrscheinlich der fünftausendste Text, der erwartungsgemäß einige weitere übermüdete oder resignierte Köpfe zurücklässt. Die Korrelation zwischen des Volumens der Nachrichtenmasse und darauf folgend einer eher schwachen Empörung scheint mir mittlerweile eklatant (obschon es insgesamt doch viele Empörte gibt, zum Glück, und nur um sich einen weiteren Überblick zu schaffen lohnte diese Woche zum Beispiel ein Blick auf Thomas Mosers Vorwurf, im Zusammenhang mit der NSU-Berichterstattung gäbe es Zensur-Maßnahmen). Und heute nun das:

„Die Mutter des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt hat den Behörden in Thüringen die Verantwortung für die Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) gegeben. Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München sagte Brigitte Böhnhardt am Dienstag aus, Staatsanwaltschaft und Verfassungsschutz hätten 1999 Zusagen gebrochen. „Wenn die Behörden zu ihrem Wort gestanden hätten, dann hätten wir alle drei überreden können, sich zu stellen,“ sagte sie.“ (FAZ)

1999: Das war, als zehn von zehn Erschossenen noch am Leben waren. Rassismus allerdings scheint weiterhin so salonfähig, dass das große Unbehagen sich gesamtgesellschaftlich nicht so wirklich ausbreiten möchte.

Und das bittere ist: Darauf hinzuweisen, dass solange diese ganze Drecksscheiße nicht aufgeklärt ist, jeder *migrantisierte Mensch in Deutschland Gefahr läuft, Opfer von Gewalt- oder Mordanschlägen zu werden, wirkt auch irgendwie nur halbgar – diesen Status Quo haben wir ja sowieso schon, und zwar ohne viel Zutun (sei es nun von oben, unten, außen oder innen).

Yvonne Boulgarides, Ehefrau des erschossenen Theo Boulgarides, hielt am 13. April diesen Jahres in München anlässlich der antifaschistischen Demonstration zum Auftakt des NSU-Prozesses in München eine Rede:

„Ich wünschte, alle autorisierten Stellen würden mit Nachdruck dafür sorgen, dass die zur lückenlosen Wahrheitsfindung benötigten Fakten und Beweise zur Vefügung gestellt würden. (…)

Müsste ich jedoch ein Statement abgeben, dann am liebsten mit einem Zitat von Albert Einstein: „Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen.““ (Quelle)

Was auf jeden Fall fehlt: Demonstrationen. Aufruhr. Mehr Empörung. Fragen. Was bis dahin bleibt: Schande.

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Rassismus? Der Staat nennt es: Toleranz.

In Dinslaken gibt es ein neues Jugendprojekt. Gefördert wird es vom Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ – ein Programm, das dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) entspringt. Das Programm, so heißt es, „knüpft an die Erfolge des präventivpädagogischen Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ und des beratend angelegten Programms „kompetent für Demokratie“ an. Weiterlesen

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Chronik der Brandanschläge der letzten Wochen (unvollständig)

Auf Facebook wurde eine vorläufige Übersicht aller Anschläge auf Unterkünfte von Migrant_innen gepostet mit der Bitte um Weiterleitung (Urheber_in, wie mir von der Person die es in meinen Kreisen teilte mitgeteilt wurde, ist unbekannt):

„BITTE TEILEN!!!

*Chronik der Brandanschläge gegen Unterkünfte von Migrant*innen in den letzten 2 Monaten – mit der Bitte um Weiterleitung!

(Unvollständige) Chronik der jüngsten Brandanschläge gegen von Migrant_innen bewohnte Häuser: Weiterlesen

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tazlab, oder : So wird sich in die Scheiße geritten

[Vorab: Dieser Text ist wahrscheinlich nur für die Menschen verständlich, die halbwegs Durchblick haben betreffend dieser neverending tazlab-Story des vergangenen Wochenendes. Für alle anderen habe ich heute leider kein Foto – es sei denn, sie haben Bock sich nochmal durch ein paar Verlinkungen im Text zu quälen. Eine Nachlese zu den Vorfällen gibt es zum Beispiel hier und hier (Obacht!) und hier und hier und hier und hier.]

Ich empfehle also spätestens nach der letzten Woche eigentlich so ziemlich allen Menschen, die rassifiziert und somit von Rassismus betroffen sein könnten, ab sofort Abstand zu nehmen von Einladungen der (Mainstream)-Presse zu Veranstaltungen, die irgendwie was mit „Political Correctness“  oder Rassismus oder sonstwas in dieser Richtung zu tun haben könnten. Eingehende Mails würde ich ab sofort jederzeit löschen, Briefe in die Tonne werfen, Krone richten, weitergehen. Warum? Darum. Weiterlesen

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Femen: Bedürfnisstättenbewegung des neuen Hipster-Sexism, inklusive Antisemitismus und Rassismus

Flickr (c) Orin Zebest

Flickr (c) Orin Zebest

Fand ich sie bisher nur höchst problematisch, kann ich nun nach der letzten Aktion einfach nur sagen, dass es sich beim Phänomen „Femen“ tatsächlich und offensichtlich anscheinend nur um Pseudo-Feminismus handelt, der offen mit rassistischen, anti-semitischen, hetero-normativen und sexistischen Mitteln sowie Elementen des Male-Gaze rumhantiert. Und dabei noch ganz stolz auf sich ist. Fail auf ganzer Linie. Muss es mich wundern, dass die Femen unter anderem Lieblingskinder der EMMA sind? Wohl kaum.

Einen sehr wichtigen offenen Brief verfassten dankenswerterweise die Kolleg_innen von E*vibes – für eine emanzipatorische praxis:

„Im Zuge ihrer Kampagne „Fickt die Sexindustrie“ machten vergangenen Freitag die Femen auf der Herbertstraße in Hamburg auf sich aufmerksam. Der Vergleich zum Dritten Reich ist kaum verkennbar, zieren doch sogar Hakenkreuze einige der Fotos im Internet. Ein ausführliches Statement? Fehlanzeige. Und so häufen sich nun die Fragen. Femen Germany haben bereits 1.714 sogenannte Facebook-Likes. Die allgemeine Gruppe Femen zählen sogar 80.414. Grund genug für uns zu fragen wer sind die Femen, wofür stehen sie und welche Botschaften wollen sie uns vermitteln? Folgenden offenen Brief haben wir formuliert. Weiterlesen

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Liebe Mely Kiyak!

Flickr (c) Bilal Kamoon

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Entweder, man will sich gegen rassistische Gewalt in Deutschland engagieren, oder man verzichtet auf Kolumnen, die sich engagiert für den Erhalt rassistischer Sprache – und dann auch noch in Kinderbüchern – einsetzen. Weiterlesen

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Toastbrot, Toastbrot. Und über Kinderbücher, Freundschaft und Rassismus

Flickr (c) dbgg1970

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Warum auch immer haben seit einigen Tagen Menschen Probleme mit Otfried Preußlers Entscheidung, seine Bücher einer zeitgemäßen, nicht-rassistischen Sprache anzupassen und seiner Entscheidung, in diesem Zuge das N-Wort aus seinen Werken nachträglich entfernen zu lassen. Es geht also um das Wort, mit dem der Feuilleton jetzt wie von der Tarantel gestochen um sich schmeißt, und im gleichen Atemzug das Hinaufziehen alter böser verbietender Zeiten beschwört: Z E N S U R. Das Ganze wird dabei oft gezwungen witzig verpackt, damit man sieht, wie ewiggestrig und unlustig die Befürworter der Änderungen sind, und wie pfiffig-originell-unterhaltsam-lebensfroh die Freiheitskämpfer, die sich für die Rettung der r a s s i s t i s c h e n Originalsprache einsetzen. Weiterlesen

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Über Gewalt, Komplizenschaft und Racial Profiling

Flickr (c) bitmask

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Racial Profiling. Schon mal gehört? Racial Profiling ist das, was Polizei-, Einwanderungs-, Sicherheitsbeamte dann machen, wenn sie Personen aufgrund der Kriterien wie ethnischer Zugehörigkeit, Religion, nationaler Herkunft, phänotypischer Merkmale (also Aussehen) kontrollieren. Im Zug, zum Beispiel. Es geht dabei nicht um Verdachtsmomente, die dem Personenverhalten zuzuordnen sind, sondern um Identitätskontrollen und Durchsuchungen ohne konkretes Indiz durch die Bundespolizei. Interessiert Dich nicht? Vielleicht, weil es Dir egal ist.

Racial Profiling ist institutioneller Rassismus. Racial Profiling ist möglich, weil die personale Vermittlung dieser Art von rassistischer Gewalt legitim ist. Es ist per se keine körperliche Gewalt (obschon möglich), es ist eine symbolische, auch eine strukturelle: Eine Sanktionierung, die vordergründig nicht weh tut. Vordergründig wie gesagt. Eine Gewalt, oft verkannt und damit anerkannt, und eine, die hilft, die herrschende Sicht der sozialen Welt zu legitimieren. Eine Gewalt, die vermittelt: Ich darf Dich anders behandeln weil „wir“ finden dass Du „anders“ bist. Interessiert Dich nicht? Du wirst wahrscheinlich nie davon betroffen sein.

Racial Profiling ist nur einer der vielen Grundpfeiler der symbolischen Herrschaft des vom Staat legitimierten Rassismus in unserem Land. Die Gewalt, die durch das Racial Profiling vermittelt wird, braucht – und hat – Komplizenschaft. Interessiert Dich nicht? Hast Du Dich schon mal gefragt, ob Du ein Komplize bist?  Weiterlesen

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