Political Correctness, das N.-Wort, heiße Diskussionen – und nun die Zeit, das Frittierfett nochmal ein bisschen zu ordnen. Gestern las ich in Zadie Smiths „Von der Schönheit“ einige ganz erhellende Stellen, die man ohne Umschweife zwecks lustigen Denkexperiments auf die Debatte übertragen könnte. Es geht um: Die „Tomate“.
Ich übernehme Smiths Passagen Wort für Wort, um zu verdeutlichen, wie die Debatte von einigen Debattierern geführt wird. Manche Diskutanten betonten den „natürliche[n] Gegensatz zur anerzogenen Tomate“ und glaubten, das Problem per Erläuterungen beim Vorlesen in den Griff kriegen zu können – was beim marginalen Themen-Verständnis dieser Fraktion ein eher bedenkliches Unterfangen zu sein scheint.
Was ebenfalls erklärt wurde: „Um eine Tomate in ihrer Totalität verstehen zu können, müssen wir erst die unterdrückte (…) Seite in ihrer Entwicklung freilegen.“ Es geht natürlich auch jenseits jeglicher Hermeneutik, ich nenne es „Strukturalismus by Accident“: „Die Tomate weist die Struktur einer Aubergine auf.„
Oder so: „Die Existenz einer Tomate lässt sich nicht beweisen ohne Referenz auf die Tomate an sich.“ Der Klassiker ist das Diskreditieren post-kolonialer Theorien mit Verweis auf das eigene Halbwissen zu post-kolonialen Theorien: „Die postkoloniale Tomate, so wie sie von Naipul gegessen wurde.“
Manche lieben es archäologisch: „Die Tomate von 1670 bis 1900“ – auch übersetzbar mit: Damals, als Tomate etwas anderes bedeutete als heute, so dass die Tomate heute vielleicht nicht weniger problematisch ist als damals, oder vielleicht doch, weil die Tomaten-Esser damals anders waren als heute – aber egal, wem es nicht gefällt, der isst einfach anderes Gemüse oder verkocht alles zu Ketchup. Und wer konservativ ist würde wohl sagen: Der weitere Gebrauch von Tomaten, auch wenn sie stark belastet sind, ist „deine Errettung„.
Es gab auch Vertreter_innen, die ganz schnell erkannt haben: Diese Tomate ist aus ganz vielen Gründen einfach: Nicht akzeptabel. Aufschlussreiches dazu gibt es zum Beispiel hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier. Die Liste wird fortlaufend ergänzt, wobei die wohl allerbesten Argumente gegen die Tomate die neunjährige Ishema liefert, und zwar mit ihrem Beschwerdebrief an die ZEIT:
[…] girl from Frankfurt, has written a letter to the editors of the german weekly newspaper ZEIT and its recent “defense” of the continued use of racist language in children’s books (and everywhere else, for that matter). Ishema clarifies that neither she nor any other Black […]