Anna-Sarah hat es mir heute in meine Timeline gespült, und es ist so spooky, dass ich es einfach nochmal rebloggen muss: Es geht um Völkerschauen (aka „Human Zoo“) – in diesem Fall um eine, die Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Anlage in den Pariser Stadtwäldern veranstaltet wurde, und messy nessy chic hat dazu nochmal Fotomaterial zusammengesucht und die Geschichte des „Menschenzoos“ recherchiert.
Die Bilder und die Story sind erwartungsgemäß sehr gruselig.
1907 wurde der Jardin d’Agronomie Tropicale, der insgesamt sechs nachgebaute Dörfer beherbergte, eröffnet – die Dorfrepliken entstammten in ihrer Vorlage den Ecken des Französisches Kolonialreiches, also: Madagaskar, Indochina, Sudan, Kongo, Tunesien und Marokko.
Dörfer und Pavillons wurden errichtet, Architektur imitiert, ortstypische Landwirtschaft rekonstruiert.
Die Dorfrepliken wurden von echten Menschen bewohnt, die teilweise von sehr weit her in diesem Pariser Areal angesiedelt wurden.
Die menschlichen Bewohner_innen der „Ausstellung“ wurden von mehr als einer Million Besucher_innen von Mai 2007 bis Oktober 1907 (dem Ende der Völkerschau im Jardin) beobachtet.
Es wird geschätzt, dass zwischen 1870 und bis in die 1930er Jahre, mehr als anderthalb Milliarden Menschen verschiedene derartig gelagerte „Ausstellungen“ besuchten.
„Der Jardin d’Agronomie Tropicale war die Kulisse für eines kolonialen Ausstellung vor über 100 Jahren. (…) Heute hat die Öffentlichkeit freien Zugang zu den Gärten, aber nur wenige Leute scheinen zu besuchen.“
Diese Bilder sollte man tatsächlich einfach mal auf sich wirken lassen – und sich dann an bestimmte bescheuerte Themenwelten erinnern, die zum Beispiel in Disneyland-Parks gerne nachgebaut werden.Derzeit wird überlegt, was mit dem Jardin passieren soll, da weder Plattmachen noch Verwildern lassen eine angemessene Variante sind, diese unrühmliche Passage der Geschichte Paris‘ aufzuarbeiten. Im Gespräch sind die Errichtung eines Museums und/oder einer Forschungsstätte.
Ein kurzes Video gibt es auch:
[Alle Fotos via messy nessy chic, Les Expositions universelles de Paris, Invisible Paris, Shane Lynam and Olivier Aubert.]
„Die menschlichen Bewohner der “Ausstellung” wurden von mehr als einer Million Besucher_innen von Mai 2007 bis Oktober 1907 (dem Ende der Völkerschau) beobachtet.“
Tippfehler. 😉
haha, true, danke :*
[…] beruhende Machtverhältnisse legitimieren sollten. Bei Nadia auf Shehadistan gab es letztens eine Fotoserie, die in diesem Zusammenhang sehr empfehlenswert ist (wenn man das so ausdrücken […]